„Arme kleine Messe“ in reicher Klangfülle
Von Peter Müller | 11.09.2017
Der Städtische Musikverein Meppen hat die „Petite Messe Solennelle“ von Gioachino Rossini vorgetragen.
Der Komponist schrieb dieses Alterswerk für eine Aufführung in Privaträumen und musste daher zunächst auf einen großen Orchesterapparat verzichten. Er beschränkte sich zunächst auf Klavier- und Harmoniumbegleitung, erst einige Zeit später schuf er auch noch eine Orchesterfassung – diese ist Ende April 2018 in Lingen zu hören.
So entstand damals eine Messvertonung in einer äußerst aparten und seltenen kammermusikalischen Klangfassung, verfügt doch ein gutes zeittypisches Harmonium, wie es für die Meppener Aufführung zur Verfügung stand, über eine wahre Fülle an klanglichen Möglichkeiten, zumal, wenn es dann auch noch von einem Meister wie Christoph Lahme gespielt wird.
Für den Pianisten, in diesem Fall den aus Meppen stammenden jungen Roland Hagemann, bedeutet dies in der Propsteikirche St. Vitus Meppen eine gewaltige Aufgabe, den umfangreichen Part zu bewältigen, denn er ist fast durchgehend über 90 Minuten im Einsatz. Meist gelang ihm das auch überzeugend, gelegentliche „Missgriffe“ und klangliche Ausrutscher trübten leider etwas den Gesamteindruck.
Balthasar Baumgartner hatte alles gut im Griff und ihm gelang eine absolut stimmige, ergreifende Aufführung. Der Chor war bestens vorbereitet, artikulierte bestens, klang strahlend im forte, intensiv im piano, zeigte keine Ermüdungserscheinungen in den teilweise höchst anspruchsvollen Fugen des „Cum sancto spiritu“ und „Et vitam venturi saeculi“ – kurzum: die Chornummern waren ein absoluter Genuss! Gelegentliche Intonationstrübungen in den wenigen a-cappella-Passagen seien einem vorwiegend aus Laien bestehenden Chor verziehen.
Übermächtiges Klavier
Die vier Vokalsolisten hatten auch ausgiebige Partien zu bestreiten, teils im Quartettsatz, quasi als zweiter Chor neben dem Städtischen Musikverein (vor allem im Credo und Sanctus), jeweils auch mit Solo-Arien, sowie einigen Duos und ein Terzett.
Leider waren die Herren (Wilhelm Adam als Tenor und Peter Herwig, Bariton) wohl etwas indisponiert an diesem Abend, die „Domine Deus“-Arie hätte durchaus einen strahlenderen Operntenor vertragen, Peter Herwig hatte einige Mühe, sich gegen das etwas übermächtige Klavier durchzusetzen.
Die Damen machten dies allerdings mehr als wett: Anna Kristina Naechster (Sopran) gestaltete ein ergreifendes „Crucifixus“ und eine unter die Haut gehende Fassung des Fronleichnamstextes „O Salutaris hostia“, Isabel Baumgartner (Alt) gestaltete mit ihr gemeinsam ein intensives „Miserere nobis“ im „Qui tollis“, sowie als Solistin mit dem Chor das abschließende „Agnus Dei“ mit der intensiven Friedensbitte „Dona nobis pacem“ zu einem grandiosen und bewegenden Finale. Man hätte allen Ausführenden eine noch vollere Kirche gewünscht.
Quelle: https://www.noz.de/lokales/meppen/artikel/949831/arme-kleine-messe-in-reicher-klangfuelle